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Die Geschichte

der Rheinfelder Kunsteisbahn

Vom Natureis zum Kunsteis

In der Saison 1973/74 konnte aufgrund des stets warmen Wetters während keines
einzigen Tages auf dem Turnhallenplatz Schlittschuh gelaufen werden.

Die alte Eisbahn auf dem Schützen-Turnhallenplatz

Die einzige Aufgabe des Materialwarts Fritz Hubler war in diesem Jahr daher die Reparatur der Banden, was aufgrund deren Zustandes allerdings gar keine einfache Aufgabe war. Es war Zeit für einen Technologiesprung vom Natureis zur Kunsteisbahn!

An der Einwohnerversammlung vom 18. Dezember 1970 verabschiedete die Bevölkerung einen Projektierungskredit für eine Kunsteisbahn und legte den Standort im Gebiet Augarten fest.

Das Architekturbüro Jäggi + Wendelspiess mit dem Architekten René Wendelspiess und das Ingenieurbüro von Ferdinand Kümmerli – übrigens beide Mitglieder des EHCR – wurden mit dem Auftrag betraut, den Projektvorschlag samt Kostenvoranschlag zu erarbeiten. Bereits ein Jahr später lieferten sie die Projektdokumentation an den Stadtrat ab. Im Sommer 1973 bewilligten die Ortsbürger- und die Einwohnergemeindeversammlungen zusammen endlich einen Kredit in Höhe von 1,4 Millionen Franken für den Bau der Kunsti. Die Finanzierung war nicht unumstritten gewesen. «Wer bezahlt die Rheinfelder Kunsteisbahn?», fragte der Stadtoberförster Otto Vogel in einem Leserbrief in der Rheinfelder Volksstimme. Unter anderem stellte er die Frage, ob die umliegenden Gemeinden nicht stärker zur Finanzierung beitragen sollten und empfahl der Bevölkerung, nicht auf dieses Abenteuer einzusteigen. Der Kredit wurde trotzdem bewilligt. Der Kostenvoranschlag für das ganze Projekt belief sich auf 2‘420‘000 Franken. Neben den Beiträgen der Einwohnergemeinde von 800‘000 Franken und der Ortsbürgergemeinde von 600‘000 Franken wurde auch der Ertrag des Rheinfelder Stadtfests 1972 von rund 130‘000 Franken beigesteuert. Weitere substanzielle Beiträge stammten aus dem Sport-Toto-Fonds, von der Stadt Rheinfelden (Baden), den Nachbarsgemeinden und von Industrie und Gewerbe. In den Beiträgen der Industrie und des Gewerbes war ein Beitrag der Bauherrschaft des R1000 (heute Augarten), der Ciba-Geigy Basel, von 100‘000 Franken enthalten. Im Vorfeld hatte man sich von ihnen allerdings einen um das Fünffache höheren Betrag erhofft. Hinzu kamen Fremdkapital der Banken von einer halben Million Franken und Aktienkapital von anfangs 100‘000 Franken, welches schliesslich auf 700‘000 Franken erhöht wurde. Somit konnte das Bauprojekt finanziert werden.

Am 9. Oktober 1973 folgte die Eingabe des Baugesuches, am 11. Januar 1974 wurde die Baubewilligung erteilt. Das Projekt unterlag jedoch während eines Jahres einer Ausführungssperre, die der damaligen Überhitzung der Wirtschaft geschuldet war. Am 10. Februar 1975 schliesslich begannen die Bauarbeiten und danach ging es Schlag auf Schlag: Am 12. März 1975 erfolgte bereits die Grundsteinlegung mit einem feierlichen Akt. Am 26. Juni 1975 konnte die Aufrichte gefeiert werden und nach lediglich acht Monaten Bauzeit konnte das Bauwerk am 11. Oktober 1975 bereits seiner Bestimmung übergeben werden. In diesen acht Monaten wurden rund 5‘000 Kubikmeter Kies als Unterbau von Eisfeld und Strasse eingebaut und etwa 20‘000 Meter Eisenrohre verlegt, zusammengeschweisst aus einzelnen sechs Meter langen Stücken, und das Betriebsgebäude mit 3‘000 Kubikmetern erstellt.

Am Wochenende vom 18. und 19. Oktober 1975 wurde die 74. Kunsteisbahn der Schweiz mit einem bis in alle Details akribisch vorbereiteten Fest feierlich eröffnet. Die Ausgabe der Rheinfelder Volksstimme vom 21. Oktober 1975 widmete der Eröffnungsfeier einen grossen Bericht, in dem das Programm geschildert wurde: Zuerst spielte eine Mannschaft des Rathauses gegen ein Team der Kunsti, gefolgt von den Seniorenteams des EHC Basel und des HC Davos mit seinen zahlreichen Ex-Internationalen wie Albert «Tiger» Geromini, Bibi Toriani, Hans Cattini, Ferdinand «Pic» Cattini, Franz Geromini, Charlie «Downey» Gerst, Diethelm, Pappa, Sprecher oder Walter «Watschga» Dürst. Schliesslich wurde mit dem amtierenden Weltmeisterteam von Zürich Crystal mit Otto Danieli Curling gespielt. Dem Verwaltungsratspräsidenten der Kunsteisbahn AG Ferdi Kümmerli und dem OK-Präsidenten des Eröffnungsfestes Josef Graf wurden die goldenen Ehrennadeln des HC Davos feierlich überreicht, was einer Aufnahme in die Hall of Fame des Bündner Clubs schon sehr nahekam. Gerüchte besagen, dass Seppi Graf in der darauffolgenden Zeit nicht mehr ohne die Auszeichnung am Revers gesichtet wurde. Jedes erfolgreiche Unterfangen braucht aktive Initianten. Der Bau der Kunsteisbahn in Rheinfelden brauchte eine breite Abstützung des Vorhabens in der Bevölkerung und bei den politischen Behörden. Das Initiativkomitee war entsprechend vielseitig zusammengesetzt: Der Vorsitz bestand aus Ferdi Kümmerli und Leo Gremper. Dem Komitee gehörten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Sport an. Eine der ganz grossen treibenden Kräfte war der Architekt René Wendelspiess. Für die Geschichtsschreibung protokollieren wir an dieser Stelle die Geburtshelfer der Kunsti: Emil Albiez, Paul Furler, Josef Graf, Roland Häusel, Klaus Heilmann, Heinrich Herzog, Paul Herzog, Peter Hunziker, Martin Irniger, Hans Keller, Dr. med. Cesar Klemm, Alex Küng, Claus Rudin, Albert Salz, Roland Schlup, Hanspeter Thoma, Fritz Vordermann, René Wendelspiess, Bobby Wuhrmann, Hans Wullschleger und Fritz Zubler.

Der erste Verwaltungsrat der Kunsteisbahn Rheinfelden AG setzte sich wie folgt zusammen: Ferdinand Kümmerli (Präsident), Hanspeter Thoma (Vizepräsident, Ressort Betrieb), Paul Furler (Bau), Leo Gremper (Finanzen), Paul Herzog (Reklame) und Rolf Zimmermann (Restaurant).

Der Bau der Rheinfelder Kunsteisbahn ist die Geschichte einer beeindruckenden Bürgerinitiative. Wie die Gründung des EHC Rheinfelden durch zwölf eishockeybegeisterte Jünglinge entsprang auch die Idee dieser Sportstätte einem Kreis von Persönlichkeiten, die dem Eishockeyclub nahestanden und über die Kraft verfügten, ein solches Projekt zur Umsetzung zu bringen. Die Zusammensetzungen des Initiativkomitees, des späteren Verwaltungsrates der Kunsteisbahn Rheinfelden AG, aber bereits die breite Unterstützung der Rheinfelder Politik und der Wirtschaft, ja der ganzen Bevölkerung beim Stadtfest 1972, das ganz im Zeichen des Kunstibaus stand, zeugten von der ausgezeichneten Vernetzung, über die der EHC Rheinfelden damals in Politik und Wirtschaft verfügte. Die Schreibenden erinnern sich übrigens, als Jünglinge beim Verlegen der Eisenrohre aktiv mitgeholfen zu haben. Für uns Jugendliche wurde es erst mit dem Bau der Kunsti möglich, den Eishockeysport seriös zu betreiben.

(Der Text stammt aus dem Jubiläumsbuch des Eishockeyclubs Rheinfelden und wurde verfasst von Albi Wuhrmann & Martin Hohermut)

Eislaufen auf dem Felschlösschenweiher

Die Anfänge des Rheinfelder Eissportes auf dem Feldschlösschenweiher um 1940. Quelle: Archiv der Brauerei Feldschlösschen

Die Kunsteisbahn Rheinfelden im Bau, 1975

Kunsteisbahn Rheinfelden

Kunsteisbahn 1977

Kunsteisbahn Rheinfelden

Eislaufvergnügen 1976

Verwaltungsrat bei Begutachtung der Eisbearbeitungsmaschine